Morawe ist, was das Berufliche betrifft, von Haus aus Philologe. Er war Jahrzehnte als Lehrer für Deutsch, Französisch, aber auch Kunst an diversen Gymnasien in Düsseldorf tätig. Dass er zum Sammler von Spielen und anderem Spielgerät wie auch Bilderbüchern wurde, hat seine Ursache in verschiedenen Umständen.
Zum einen hatte ihn ein von seinem nebenberuflich malenden Vater in der Kriegsgefangenschaft selbst verfertigtes Anschauungsbuch durch die Kindheit begleitet, was ihn, bei Wiederentdeckung im reiferen Alter in Verbindung mit seiner Tätigkeit unter anderem als Deutschlehrer zunächst zum Sammeln von Fibeln und dann auch Bilderbüchern brachte. Als damals ebenfalls nebenberuflich Malender faszinierte ihn die in den Fibeln und Kleinkinderbilderbücher zum Teil an Magritte erinnernden Piktogramme, bald auch kamen allgemein Bilderbücher und Lottospiele hinzu. Kontakte mit Kollegen, die Blechspielzeug und Spiele sammelten, führten zur Erweiterung des Sammlungsbereichs. In den fortlaufenden Jahren erstreckte sich die Sammeltätigkeit immer mehr auf das Sammeln von Gesellschaftsspielen. Im Unterschied zu anderen Sammlerkollegen, denen es mehr um die Spiele als solche, also um Art und Vielfalt der Spiele geht, trat dieser Aspekt nach und nach in den Hintergrund und es schälte sich ein neuer Schwerpunkt heraus: der thematische Aspekt und die gesellschaftliche Einbettung der Spiele. Damit trat immer mehr der kulturgeschichtliche Gesichtspunkt in den Vordergrund der Sammlertätigkeit. In Spielen, vor allem sogenannte Brett- und Gesellschaftsspiele, was auch das gleiche bedeuten kann, äußert sich so etwas wie der „Geist der Zeit“, in der ikonographischen Ausstattung folgen sie in der Regel den gesellschaftlichen Vorgängen, zeitgleich oder doch in kurzem Abstand, und bilden als Spiegel der Gesellschaft in ihrer zeitlichen Abfolge so etwas wie eine ludographische Kulturgeschichte. Nicht umsonst titeln die meisten Spiele denn auch häufig „Neuestes…“. Seit über 20 Jahren erfolgte das Sammeln nun nach thematischen Schwerpunkten, wobei ergänzend thematisch nahe stehendes Spielzeug hinzukam. Als zum Füllen mit immer neuen, den gesellschaftlichen Ereignissen folgenden Bildgehalten hervorragend geeignet bot sich vor allem das Gänsespiel an, deren Spirale eine Unzahl von Themen aufweist. So ist auch das Gänsespiel das bevorzugte Genre für die Fülle von Reisespielen, die in den letzten 200 Jahren auf den Markt geworfen wurden
Als erste Frucht der Sammeltätigkeit unter dieser Schwerpunktsetzung kann die Ausstellung „Die Reise im Karton, 150 Jahre spielend unterwegs, Brettspiele als Spiegel der Gesellschaft“ genannt werden, eine Ausstellung, die in den Jahren 1992 bis1998 in acht deutschen Museen zu sehen war.
Autor: root -- 09.05.2011; 14:33:57 Uhr